Irland und Großbritannien bewerben sich für die EM 2028

Vor einigen Jahren, genauer gesagt im Sommer 2018, wurde in britischen und irischen Fußballkreisen zum ersten Mal öffentlich über eine mögliche gemeinsame Bewerbung für ein großes Turnier geredet. Ins Auge gefasst wurde damals eine mögliche Bewerbung für die WM 2030. Mitte September 2018 kündigten die beteiligten Verbände an, diesbezüglich eine Machbarkeitsstudie durchzuführen, was ich hier auch mit einem kurzen Beitrag erwähnt habe. Mittlerweile ist die Machbarkeitsstudie offenbar abgeschlossen.

Diese Studie bildete wohl auch die Grundlage für die Entscheidung, die heute von den beteiligten Verbänden verkündet wurde: Man bewirbt sich nicht für die WM 2030, sondern für die EM 2028. Begründet wurde dies mit geringeren Investitionskosten und schneller realisierbaren Gewinnen bei insgesamt ähnlichem Return of Investment. Gerade das Argument der geringeren Investitionskosten ist durchaus nachvollziehbar, denn eine EM mit 24 oder 32 Teilnehmern ist natürlich weniger aufwändig als eine WM mit 48 Teilnehmern. Ich denke aber auch, dass man sich bei der EM bessere Chancen auf den Zuschlag ausrechnet als bei der WM, zumal es schon starke Konkurrenz um die WM 2030 gibt.

Eine gemeinsame EM-Bewerbung bedeutet natürlich auch, dass die beteiligten Verbände einen Teil der Spiele bekommen und entsprechende Stadien haben sollten (die Kapazität muss meines Wissens mindestens 30000 Sitzplätze betragen). In England ist das bekanntermaßen kein Problem, Schottland hat mit Celtic Park, Hampden Park, Ibrox und dem Rugbystadion Murrayfield meines Wissens vier Stadien mit hinreichender Kapazität. Wales hat das Millennium Stadium, Irland hat das Aviva Stadium. In Nordirland sind dagegen die größten Fussball- und Rugbystadien (Windsor Park und Kingspan Stadium) mit jeweils gut 18000 Plätzen zu klein. Wäre das Aviva also das einzige EM-Stadion auf der irischen Insel? Nicht unbedingt… denn es gibt ja noch die GAA-Stadien, von denen es einige große auf der Insel gibt. Bei denen gibt es allerdings (mindestens) zwei Haken: Erstens haben die meisten davon sehr große Stehplatzbereiche und daher weniger Sitze als für ein EM-Stadion benötigt, zweitens lässt die GAA nur in Ausnahmefällen fremde Sportarten in ihren Stadien zu. Standardmäßig verbietet die Satzung der GAA das nämlich. Wenn auch GAA-Stadien in Frage kommen, hätte Nordirland mit Casement Park in Belfast ein ausreichend großes Stadion, in der Republik würde wohl zumindest Croke Park in Dublin dazu kommen und vielleicht noch ein weiteres (Páirc Uí Chaoimh in Cork wäre eventuell noch eine Option, da müsste man aber erst mal einige Tausend Sitze installieren). Mal abwarten.

*GAA: Gaelic Athletic Association, der Verband für die irischen Nationalsportarten Hurling und Gaelic football

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