Vor ein paar Tagen habe ich schon mal angedeutet, dass ich noch einen Beitrag zu Cork City schreiben möchte. Das mache ich nun, und zwar geht es um Übernahmepläne. Die gibt es in der League of Ireland immer mal wieder, manche werden durchgezogen (z.B. Dundalk 2018 oder Waterford 2016), von anderen wie z.B. dem Mitte 2018 angeblich bevorstehenden saudischen Einstieg bei Galway United hört man irgendwann nichts mehr. Nun geht es also um Pläne für Cork City und die Entwicklungen dazu im Laufe dieses Jahres.
Zunächst zur Ausgangslage: Wem gehört der Verein momentan? Cork City FC ist zur Zeit ein mitgliedergeführter Verein, wobei die Mitglieder nicht direkt Mitglied im Verein sind, sondern in einer Gesellschaft namens FORAS (Friends Of the Rebel Army Society). FORAS wurde 2008 von Cork City-Fans gegründet, hat ca. 600 Mitglieder und ist seit 2010 Eigentümer von Cork City FC, nachdem der vorherige Eigentümer den Verein wirtschaftlich vor die Wand gefahren hatte und der Verein kurz vor der Liquidierung stand.
Das Stadion „Turner’s Cross“, in dem Cork City seine Heimspiele austrägt, gehört nicht dem Verein, sondern dem regionalen Fußballverband Munster FA, Cork City zahlt für die Nutzung eine Stadionmiete.
Nun zur Geschichte um die Übernahmepläne:
Am Ende der Saison 2019 sahen die Finanzen des Vereins nicht sonderlich gut aus. Der 2019er Kader war teuer (für irische Verhältnisse), aber durch die im Vergleich zu den Vorjahren schlechten Ergebnisse auf dem Platz kamen weniger Zuschauer und damit weniger Einnahmen als eingeplant, und in der Europa League-Qualifikation war auch schon nach einer Runde Schluss. Dazu kam eine Forderung der irischen Steuerbehörde, die beglichen werden musste, um die Lizenz für die Saison 2020 zu bekommen. Die Lizenz war damit Ende Januar/Anfang Februar 2020 akut in Gefahr, und Cork City kontaktierte Preston North End, um Preston die Weiterverkaufsklauseln für Sean Maguire (2017 zu Preston gewechselt) und Alan Browne (2014 zu Preston gewechselt) zu verkaufen und so die Finanzlücke zu schließen. Im Zuge der Verhandlungen sicherte Prestons Eigentümer Trevor Hemmings sich bzw. seiner Firma Grovemoor Ltd ein Vorkaufsrecht, falls FORAS sich zu einem Verkauf des Vereins entschließen sollte. Dieses Vorkaufsrecht war zusammen mit den Weiterverkaufsklauseln der Gegenwert für das Finanzpaket, das die Lizenz für 2020 sicherte.
Hätte wenige Wochen später nicht Corona alles auf den Kopf gestellt, wären die Übernahmepläne vermutlich schon im Frühjahr oder Sommer vorangetrieben worden, so wurde es aber Herbst, bis eine (virtuelle) außerordentliche Mitgliederversammlung von FORAS einberufen wurde, um darüber abzustimmen, ob Grovemoor Ltd eine Option erhalten sollte, den Verein zu übernehmen. Die Abstimmung fand am 28. Oktober statt, das Angebot von Grovemoor lag bei 1€ zuzüglich der Übernahme aller Schulden. Wenige Tage zuvor stand Cork Citys Abstieg aus der Premier Division fest, und das mag auch einen Einfluss auf das Abstimmungsergebnis gehabt haben. Jedenfalls stimmten rund 70% der FORAS-Mitglieder für die Übernahmeoption. Nach der Abstimmung hörte man wochenlang wenig, außer dass Grovemoor prüft, ob es von der Option Gebrauch machen will. Irgendwann sickerte durch, dass das Stadion ein Problem werden könnte: Grovemoor wollte einen langfristigen Zugang zu Turner’s Cross sichern, entweder über einen Kauf oder einen langfristigen Mietvertrag mit der Munster FA. Die war aber mit Grovemoors Angeboten nicht einverstanden, und da bezüglich des Stadions keine Einigung erzielt werden konnte, musste Cork City am 17. Dezember vermelden, dass die Übernahme vorerst nicht stattfindet. FORAS bleibt also vorerst weiter Eigentümer des Vereins. Einige Tage später wurde dann noch ein Update veröffentlicht, das besagt, dass Trevor Hemmings trotz der nicht erfolgten Übernahme seine Unterstützung bei der Lizenz für die kommende Saison zugesagt hat. Das sieht zumindest so aus, als ob er nach wie vor an einer Übernahme interessiert ist und Gespräche weiterlaufen.
Was jetzt noch offen ist, ist, ob Cork City nächste Saison in Turner’s Cross spielt oder woanders hin ausweicht. Aufgrund des Abstiegs und der Unsicherheit, wann wieder Fans ins Stadion können, wird versucht, mit der Munster FA eine niedrigere Miete auszuhandeln. Falls das nicht erfolgreich ist, kommt gegebenenfalls das Rugbystadion Musgrave Park in Frage, das nur wenige hundert Meter entfernt ist.